Vorträge zu dem grossen Thema «Zwischen zwei Welten» – der realen und der digitalen Welt an der Montessori Schule Eggenfelden

Eggenfelden. Der spannende Vortrag von Sozialpsychologin Christina Huber und dem Familientherapeuten Bernhard Dorner rund um den Kurzfilm «Zwischen zwei Welten» von Wilfried Brüning befasste sich mit dem grossen Themenbereich reale Welt und «digitale Welt». Beide sind in der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Eggenfelden tätig und sind zuständig für alle Fragestellungen oder Probleme rund um Erziehung, Trennung oder Scheidung, Mobbing sowie Jugend-Suchtberatung bis hin zu Suizid-Prävention.

Diese Angebote sind anonym und kostenlos. In seiner Begrüssung stellte Bernhard Dorner zwei umfangreiche Studien vor, die zu denken geben sollten: «Laut einer Studie der OECD aus dem Jahr 2025 verbringen 15 Jährige in Deutschland heutzutage etwa 7 Stunden pro Tag – jeden Tag – vor einem Bildschirm.

Und eine weitere Studie einer Krankenkasse aus 2023 belegt, dass übermässiger Medienkonsum zu psychischen Leiden führt. Die Emotionsregulation funktioniert nicht mehr, das begünstigt depressive Verstimmungen und hat ausserdem zur Folge, dass immer weniger Zeit mit der Familie verbracht wird.» Im anschliessend gezeigten Film von Wilfried Brüning wurde in einfacher, anschaulicher Weise verdeutlicht, dass Lebenstüchtigkeit auch in unserer modernen Welt immer noch Vorrang hat vor «medientüchtig». Kinder benötigen echte Sinneseindrücke über ihre fünf Sinne – das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten, um die angeborenen, etwa 100 Milliarden Gehirnzellen zu vernetzen.

Das ist über zwei-dimensionale Medien, wie Bildschirme gar nicht möglich. Die dringende Empfehlung lautete daher, dass bis zum 6. Lebensjahr eines Kindes bei 10 Minuten Bildschirm-Nutzung, egal ob Fernsehen oder Spielen an einem Tablet oder Handy, mindestens 40 Minuten «echtes Leben» gegenüberstehen müssen, um alle Sinne anzusprechen. Das können ganz verschiedene Aktivitäten sein, egal ob spielen im Freien, Kuchen backen, musizieren oder ein Haustier versorgen. Bei 14 Jährigen liegt das Verhältnis bei 10min Bildschirm-Nutzung zu 20 Minuten andere Aktivität. 

Thomas Rechl, Polizist & Psychologe zum Thema Medien-Erziehung

Auch Thomas Rechl, hielt erst kürzlich unter dem Oberbegriff «Medienerziehung» einen tiefgehenden Vortrag an der Montessori Schule in Eggenfelden. «Das Internet gleicht einer grossen Stadt: Es gibt sichere Gegenden, nette Leute, Kinderspielplätze, verkehrsberuhigte Zonen, Einkaufsmöglichkeiten. Aber es gibt auch dunkle Ecken, merkwürdige Gestalten, gefährliche Strassen, Rotlichtbezirke, Kriminalität. Wie lernt mein Kind, sich in dieser Stadt sicher und verantwortungsvoll zu bewegen? Genau wie im realen Leben braucht es auch in der digitalen Welt die Begleitung der Eltern. Als vertrauensvolle Zuhörer, hilfsbereite Gesprächspartner, interessierte Mitlernende und Vorbilder», veranschaulichte Thomas Rechl die Vorteile und Gefahren des weltweiten Netzes.

Die vernetzte und globalisierte Welt ist ja ein relativ junges Phänomen. Im Film «Zwischen zwei Welten» wurde der Dienstag, 13. November 1990 als der Tag festgemacht, an dem sich unsere Welt für immer verändert hat. Dieser Tag markiert durch die Freischaltung der ersten Website der Welt den Beginn einer neuen Epoche in der Menschheitsgeschichte. Das sind erst 35 Jahre und dennoch ist unser Leben seit damals nicht mehr, was es über Jahrhunderte davor war. Viele, der heute jungen Eltern waren im Jahr 1990 selbst noch Kinder und können das Ausmass und auch das Sucht-Potential dieser neuen, virtuellen Welt gar nicht einschätzen. «Meine Empfehlung daher an alle – nicht nur für Kinder und Jugendliche, das gilt auch für alle Erwachsenen: Bildschirme dürfen nicht die Freizeit dominieren», ist Thomas Rechls Plädoyer für «echte» Familienzeit und verantwortungsvollen Umgang mit den schier grenzenlosen Verlockungen aus der digitalen Welt. 

Barbara Niederberger (bns)