«Die Welt, für die unser Bildungssystem geschaffen wurde, existiert nicht mehr»
Eggenfelden. Mit diesem Satz liess Carolina Abel, die Leiterin der Akademie Biberkor ihr Publikum an der Montessori Schule Eggenfelden aufhorchen. Carolina Abel ist eine Vollblut-Pädagogin. Sie absolvierte ihr Lehramts-Studium in Bonn und besuchte bereits Anfang der 1980er Jahre den internationalen Lehrgang für Montessori Heilpädagogik bei Prof. Hellbrügge.
Von 2002 bis 2015 leitete Sie die Grundschule Biberkor und seit 2015 ist Sie zusammen mit Claus-Dieter Kaul verantwortlich für die Leitung der Akademie Biberkor. Die Akademie Biberkor zeichnet sich nicht nur durch Ihre traumhafte Lage am Starnberger See als ganz besonderer Kursort aus. In der Akademie werden die Lehrkräfte von morgen ausgebildet. In allen Kursformaten wird auf intensive Vernetzung und die Weiterentwicklung zukunftsorientierter Bildung gesetzt.
«Ich meine es gar nicht provokant, wenn ich sage, dass ich die Vergangenheit bin und die Kinder die Zukunft repräsentieren», erklärte Carolina Abel lächelnd. «Wir leben in einer VUCA-Welt: das V steht dabei für Volatilität – d.h. Veränderungen passieren immer schneller und abrupter, U – für Unsicherheit, da die schnellen Veränderungen auch viel Unsicherheit mit sich bringen. Das C steht für das englische Wort complexity – also Komplexität und A für Ambiguität, das bedeutet Mehrdeutigkeit. In einfachen Worten gesagt, heisst es: nix ist fix. Momentan lässt sich nicht abschätzen, wie sich einzelne Berufsbilder entwickeln, welche Branchen zukünftig Potential haben und in welchem Tempo sich die Veränderungen weiterentwickeln», fasste Carolina Abel die Herausforderungen zusammen, denen sich junge Menschen heute gegenübersehen.
Fehler sind Helfer
Carolina Abel sieht Fehler als «Lernanlässe» und deshalb setzt Sie sich schon ihr gesamtes Lehrer-Leben für eine positive Fehler-Kultur ein. Bereits Maria Montessori betonte vor mehr als 100 Jahren bereits, dass Fehler unsere besten Freunde sind. «Ich darf an dieser Stelle den renommierten Gehirnforscher, Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer zitieren, der bereits vor vielen Jahren den Satz prägte: «Kinder lernen das Laufen von Fall zu Fall». Genauso dürfen wir die Kinder in der Schule ermutigen, aus ihren Fehlern zu lernen. Das können sie aber nur, wenn sie keine Angst davor haben, Fehler zu machen», zeigte sich Carolina Abel überzeugt. «Angst erzeugt eine erhöhte Cortisol-Ausschüttung im Gehirn, das ist ein Stresshormon. Ein hoher Cortisol-Spiegel schädigt das Kurzzeit-Gedächtnis. Das hat zur Folge, dass gestresste Kinder schlechter lernen bzw. Lerninhalte schlechter speichern können», fasste Carolina Abel ihre Ausführungen zusammen und gab allen Zuhörern nicht nur im Umgang mit Kindern, sondern mit allen Menschen ihre Empfehlung mit auf den Weg «die anderen nicht zum Objekt der eigenen Erwartungen zu machen.» Jeder Mensch ist schliesslich anders und in seiner Art einzigartig.
Barbara Niederberger (bns)
